Auf ein Neues – Irina zieht’s wieder nach Jordanien

Es war auf meiner Geburtstagsparty, als meine Freundin Babette und ich uns darüber unterhielten, dass es doch schön wäre, wenn wir mal wieder zusammen verreisen würden. Einst, als wir noch studiert hatten, waren wir beide für ein Auslandssemester in Leningrad (heute St. Petersburg). Diese Zeit war nicht nur erlebnisreich, sondern hatte uns damals eng zusammengeschweißt.

Kaum, dass wir darüber gesprochen hatten, ergab sich die Möglichkeit, an der feierlichen Verabschiedung der Bachelorstudenten durch die Deutsch-Jordanische Universität in Amman teilzunehmen. Unser ehemaliger Praktikant aus Jordanien hatte dort sein Studium erfolgreich abgeschlossen und lud uns nun zur Abschiedszeremonie ein. Diese Chance konnten und wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Die Reise fing schon sehr gut an. Unsere jordanischen Freunde fuhren mit uns zum Toten Meer, was mit seinen (derzeit) 428 m unter dem Meeresspiegel der am tiefsten gelegene See der Erde ist. Der Salzgehalt des Toten Meeres liegt bei ca. 30 % und beträgt somit fast das Zehnfache der Ozeane. Viele Badetouristen führt der Weg dahin, da man auf Grund der hohen Wasserdichte wie ein Korken im Wasser schwimmen kann, ohne sich bewegen zu müssen. Gleichzeitig besitzen die Mineralien eine heilende Wirkung für die Haut, so dass dort auch viele Kuren angeboten werden.

Nahe des Toten Meeres ist das sog. Wadi Mujib, eine Schlucht, durch die ein Fluss namens Arnon fließt. Sie wird auch als „Grand Canyon Jordaniens“ bezeichnet und ist das am tiefsten gelegene Naturschutzgebiet der Welt. Wir sind durch diese Schlucht gewandert, wobei „wandern“ eine sehr vereinfachte Bezeichnung dessen ist, was wir wirklich getan haben. Es war UNGLAUBLICH und sowohl Babette als auch ich waren uns einig, dass wir sowas Tolles noch nicht erlebt hatten. Wir waren manchmal komplett unter Wasser, sind gegen die teilweise sehr starke Strömung geschwommen oder haben uns treiben lassen und sind über verschiedene Wasserfälle geklettert, gesprungen oder gerutscht. Man könnte es fast schon mit einem Canyoning vergleichen und am Ende waren wir auch ein wenig stolz auf uns, dass wir nicht aufgegeben haben.

Dann kam der eigentliche Grund unserer Reise, die feierliche Verabschiedung der Studenten. Auch diese Veranstaltung wird uns für immer im Gedächtnis bleiben. Circa 350 Bachelorstudenten und -studentinnen, alle in blauen Roben und mit Doktorhut bekleidet, haben im Rahmen einer Festveranstaltung ihre Abschlussurkunden entgegennehmen dürfen. Begleitet wurde das Programm auch durch arabischen Live-Gesang, sehr emotional, wunderschön und – wie soll es auch anders sein – voller Rhythmus. Man konnte sich dieser Atmosphäre gar nicht entziehen und ich muss gestehen, ich hatte manchmal vor lauter Rührung eine „Träne im Knopfloch“. Nach dem offiziellen Teil ging auf der Straße die Post ab. Es wurde gesungen, getrommelt und getanzt, was das Zeug hält.

Das nächste Highlight war der Besuch von Petra und des sog. Wadi Rum. Als „alter Hase“, was den Besuch von Petra angeht, fühlte ich mich in die Zeit meiner ersten Jordanienreise zurückversetzt. Man kann sich an Petra einfach nicht sattsehen. Neben Petra ist das Wadi Rum eines der wichtigen touristischen Ziele in Jordanien. Es handelt sich dabei um eine Fels- und Sandwüste, die hauptsächlich von Beduinen bevölkert ist. Auf Grund seiner z.T. rötlichen Färbung bietet das Wadi Rum eine optimale Kulisse für Science Fiction Filme. In den verschiedenen Resorts kann man ganz romantisch in Zelten oder unterm Sternenhimmel übernachten. Sie haben ein großes Angebot für Aktivurlauber, wie z.B. Araberpferde reiten oder mit einem Jeep durch die Wüste jagen. Wanderer und Bergsteiger kommen in den massiven Felsformationen auf ihre Kosten. Unsere Zeit reichte dafür leider nicht mehr, aber wir hatten einen wunderschönen Sonnenuntergang, leckeres Abendessen nach beduinischem Brauch sowie Tanz und vor allem ganz viel Spaß.

Kaum nach Amman zurückgekehrt, begann das Opferfest, was im Islam zu den bedeutendsten Festlichkeiten gehört. Man trifft sich in Familie, besucht Verwandte und Freunde, verteilt Geschenke und Süßigkeiten, spendet an Bedürftige, isst gemeinsam traditionelle Speisen und verbringt vor allem Zeit miteinander. Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Wir hatten das Glück, dabei sein zu dürfen, Familienleben mitzuerleben, mit Freunden um die Häuser zu ziehen und … was soll ich sagen … wir haben jeden Moment genossen.

Ich kann gar nicht sagen, was der Höhepunkt unserer Reise war. Es war rundum ein Erlebnis! Danke an unseren ehemaligen jordanischen Studenten Ahmad und seine Familie, dass wir diese Möglichkeit bekommen haben. Inzwischen ist aus dieser Bekanntschaft eine tiefe Freundschaft entstanden, die ich auch nicht mehr missen möchte.

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